How To?


Schritt für Schritt entsteht eine „Mean“-Seite:

Schritt 1: 

Ein Manga fängt nochmalerweise beim Storyboard an. Ich habe ein extra Büchlein/ Skizzenheft dafür. Dort sind für jedes Kapitel und jede Seite zu finden:

-            Panelaufbau (wie viele Panels, was dort zu sehen ist (Szenerie))
-           Text (alles, was auf einer Seite gesagt werden soll)
-        Gesamtanzahl pro Kapitel (es ist nicht so toll, wenn ein Kapitel 20 Seiten hat und ein anderes 50 Seiten, in der Regel sollte man einer Norm folgen…)
  
Ein sauberer Arbeitsplatz! :D Es gibt nichts Schlimmeres, als Unordnung, nicht zu wissen, wo die Materialien sind und dreckige Blätter!



 Schritt 2:
Da ich weiß, was auf jeder Seite, die ich zeichnen will, zu sehen sein und welcher Text wo hin soll, richte ich entsprechend mein Scribble an (Kalkuliert immer den Platz für die Sprechblasen ein! Es wäre ärgerlich am Ende nicht genug Platz für den Text zu haben und etwas an den Panel abschneiden oder ändern zu müssen)

Meine Ausgangsmaterialien sind:
-          Radiergummi und für Feinheiten Radiergummistift
-          Faber Castell Bleistift 0,35 (ich zeichne nur damit), Skizzen in HB
-          für Hervorhebung von Formen oder Umrandungen Rotring 0,7 B

Munter drauf los skizzieren ^^! Mit einem Plan in einem Kopf, kein Problem…

Kleiner Tipp: Falls ihr Szenen zeichnet, die sehr klein oder schwierig sind, dann könnt ihr diese auch erst einmal auf einem extra Blatt „üben“ und durch einscannen, Größenveränderung und ausdrucken an das eigentliche Panel anpassen und später über den Leuchttisch auf euer Original übertragen. Das habe ich schon öfters so gemacht, gerade bei kleinen Panels, die relativ aufwendig zu gestalten waren.





Schritt 3: 

Leuchttisch… wer so ein Gerät nicht besitzt, kann auch eine Schreibtischlampe und eine Glasplatte verwenden oder wenn es ganz hart auf hart kommt gegen das Fenster halten und durchpausen (trainiert nebenbei auch noch die Arme :O!).

Hierfür verwende ich meinen Faber Castell Bleistift 0,35, allerdings mit H-Minen.





Schritt 4: 

Normalerweise würde hier das Inken/ Tuschen kommen. Da Mean allerdings rein mit Bleistift gezeichnet ist, kann ich diesen Schritt hier nicht darstellen. Anstelle des Tuschens nehme ich mit dem Bleistift noch einmal einige Feinheiten vor:


Ich ziehe einige Linien nach, um diese zu verstärken und fertige Linealarbeiten an (Panelumrandung, Actionlinien…)

Kleiner Tipp: Ich benutze, wenn ich mit Bleistift arbeite, immer ein Abdeckblatt. Ähnlich wie das Löschblatt in der Grundschule :). Damit verhindert ihr dreckige Hände und unnötiges Verwischen eurer aufwendig bearbeiteten Bilder.





Schritt 5: 
Scannen (ich scanne mit 600 dpi ein)





Schritt 6: 
Photoshop. 
A
Zunächst gehe ich unter Bearbeiten -> Anpassen -> auf die Auto-Tonwertkorrektur. Gerade bei Bleistiftarbeiten oder wenn ein Scanner die Farben etwas „verfälscht“ ganz praktisch. Manchmal schraube ich auch unter Bearbeiten -> Anpassen -> Gradiationskurven herum, damit ich helle Bereiche sträker aufhelle und dunkle Bereiche weiter schwärze. Dadurch sieht das ganze Bild nicht mehr snach "Bleistift" aus. Da heißt es aber ausprobieren! :)






B
Dann geht es ans Rastern! Dafür lege ich eine neue Ebene an und stelle auf „Multiplizieren“. Es gibt ja mittlerweile im Internet sehr viele Rasterfolien für Photoshop im Download, man kann auch selbst Rasterfolien erstellen oder Kleberasterfolie einscannen und als Muster hinzufügen. Das ist jedem selbst überlassen. Für allgemeine Schattierungen benutze ich Rasterfolie dots 30, 100x100 Pixel.

Ich rastere meist sehr ausführlich, das heißt, ich rastere meist mit Schattierungen. Das ist jedem selbst überlassen, allerdings sollte man es nicht künstlich übertreiben, es sollte zum Stil passen und es sollte auch eine Linie vorhanden sein.



C
Gebäude! Manchmal hilft es sich kleine Tricks bei anderen Mangakas anzuschauen. Wer nicht weiß, wie man ein Gebäude am besten rastern sollte, schaut einfach mal bei seinem Lieblingsmangaka vorbei und lässt sich inspirieren, irgendwann automatisiert sich der Prozess und man kreiert etwas Eigenes ;).

Ich habe mich für eine dunklere Rasterfolie entschieden, die ich ganz normal einfüge in dem Bereich, in dem ich sie haben will. 



Ich arbeite übrigens gern und oft mit dem Polygon-Lasso, um Bereiche auszuwählen. Um Licht- und Schatteneffekte zu erhalten, benutze ich den Abwedler und den Nachbelichter, dadurch erhalte ich fließende Schattenübergänge. Mit dem Radiergummiwerkzeug kann man dann noch gezielte Lichteffekte setzen. 



D
Für den Himmel benutze  ich wieder meine Standardrasterfolie. 



Ich radiere die Wolken später aus und entferne so die überflüssige Rasterfolie. 



Außerdem entferne ich die Bleistiftumrandungen der Wolken, es wirkt so viel lebendiger. Dann kann man noch über entsprechende Wolkenmuster oder mit dem Radiergummiwerkzeug Wolken hinzufügen und mit dem Abwedler und dem Nachbelichter ein wenig Dynamik zaubern. Voila. Ein Himmel.






E
kleine Details wie Augen bessere ich auch noch einmal mit dem Pinsel und dem Radiergummi nach, damit sie richtig zur Geltung kommen. 




F
Schattierungen. Größere Flächen markiere ich meistens mit dem Polygon-Lasso. Um sie möglichst weich wirken zu lassen, lasse ich die Rasterfolie streuen mittels der "weichen Asuwahlkante" (Tastenkombination Steuerung + Alt + D). Ich benutze meist einen Radius von „10“  aber da könnt ihr euch auch dran ausprobieren :).






G
Mit dem Radiergummi gehe ich gern noch einmal über den Hintergrund und entferne kleine Unstimmigkeiten oder füge kleine „Ritzen“ in die Outlines ein, damit diese an einigen Stellen dynamischer wirken.


Schritt 7
Lettern. Wenn ich mit Tusche arbeite, zeichne ich die Sprechblasen selbst. Bei Mean habe ich mir angewöhnt, diese mit Photoshop zu erzeugen und einzufügen. Für Anfänger durchaus geeignet, die Angst haben, durch krumme Kreise ihre Seite zu ruinieren ^^…


 Dazu verwende ich einfach das Kreiswerkzeug, ich lösche alle Inhalte vom Kreis mit dem Radiergummi und gehe auf „Kontur füllen“. Viola, meine Sprechblase.


 Um noch die kleine Spitze zu der Sprechblase hinzuzufügen, benutze ich das Polygon-Lasso.



Fertige Seite:
Zum Schluss noch ein Tipp: Ich fotografier sehr viel. Immer wenn ich bestimmte Gebäudeeinstellungen benötige oder zum Beispiel perspektivisch ein Auto zeichnen muss, fotografier ich, wenn ich mal unterwegs bin, und nehme mit, was ich an Eindrücken bekommen kann. Ich kann dann später von dem Foto abzeichnen oder mich inspirieren lassen. Irgendwann bekommt man dann auch den Dreh heraus und erhält sofort eine Vorstellung, wenn  man ein Gebäude schräg von unten oder ein Auto von oben zeichnen möchte.

Ähnlich geht’s mir auch bei Menschenposen. Mein Freund darf regelmäßig als Modell herhalten, wenn ich beispielsweise ungewohnte perspektivische Szenen zeichnen möchte. Auch der Besuch von Kursen an der Volkshochschule lohnt sich.

Generell solltet ihr das, was ihr am wenigstens zeichnen könnt, am häufigsten zeichnen :)! Denn die Fähigkeit eines Künstlers ist es, das, was er im Kopf sieht, sprich seine Vorstellung, auch auf das Papier zu bannen. Wenn das nicht gelingt, fehlt es meist an genauer Vorstellungskraft für bestimmte Dinge (sei es noch nie gezeichnete Perspektiven, Autos, Waffen, andere Gegenstände etc.) und durch Übung, können wir diese Vorstellungen präzisieren und man wird automatisch besser in diesen Dingen.

So, ich hoffe, dieses Kurztutorial war zumindest einigen von euch hilfreich :)!

LG Citrus







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